Glücksbringer aus aller Welt: Die Brezel
Der erste Schuh des eigenen Kindes, der am Autospiegel baumelt, eine Münze von der letzten Auslandsreise im Portemonnaie oder persönliche Glückszahlen mit der Hoffnung auf 6 Richtige plus Superzahl bei LOTTO 6aus49: Individuelle Glücksbringer gibt es viele. Und dann sind da noch die Glücksbringer, die von ganzen Regionen oder Nationen gefeiert werden. Wie zum Beispiel die Brezel.
Laugenbrezel – die Fastenspeise aus dem Kloster
In den Klöstern des Mittelalters galt die Brezel als eine Festtags-, aber auch als Fastenspeise. Als Letztere enthielt die Brezel keine tierischen Produkte, also keine Milch oder Butter. Wahrscheinlich ist daraus die heute bekannteste und in Schwaben, Bayern und Österreich wohl beliebteste Brezelvariante entstanden: die Laugenbrezel, die vor dem Backen in eine Natronlauge getaucht wird und dadurch ihre braune Kruste erhält.
Die Neujahrsbrezel – der Klassiker im Rheinland
Die Neujahrsbrezel gilt im Rheinland, im Bergischen Land und im Münsterland als Glücksbringer. Glück, Gesundheit und Verbundenheit – das alles wünscht der Brezelüberbringer dem Beschenkten am Neujahrsmorgen. Die Neujahrsbrezel wird auch Neujährchen genannt. Sie kann sogar andere Formen haben als die Brezel: Auch Hasen, Kleeblätter, Pferde, Bäume oder Zöpfe sind bekannt. Häufig ist sie – im Gegensatz zur Alltagsbrezel – aus süßem Teig.
Die Burger-Brezel – ein Kleinod aus Solingen
Der Burger-Brezel aus dem Staddteil Burg in Solingen ist ein Unicum: Sein Mittelstrang ist mehrfach in sich gedreht und sieht aus wie gezwirbelt. Eine Besonderheit ist auch der Artikel: Statt „die Brezel“ heißt es tatsächlich „der Brezel“. Aus dem Brezel wird allerhand weiteres gemacht, Croutons für eine Zwiebelsuppe oder für Knödel zum Beispiel. Weil er zwar aus einem lockeren Hefeteig besteht, aber nur wenig Fett enthält, ist der Burger-Brezel übrigens besonders knusprig, um nicht zu sagen: trocken.
Wie alles begann
Die Brezel ist mehr als ein leckerer Snack. Das Gebäck, damals noch in Kringelform, war schon im alten Rom ein Zeichen für Glück und Wohlstand.
Es gibt viele Sagen über die Enstehungsgeschichte der Brezel, aus unterschiedlichsten Zeiten und Regionen. Einer Erzählung nach hat sich ein mittelalterlicher Bäckermeister aus Schwaben vor dem Tod durch Hängen retten können, indem er folgende Aufgabe löste: ein Gebäck zu erfinden, durch das „drei Mal die Sonne scheint“. Die Idee zu den verschlungenen Brezelärmchen sei dem verzweifelten Bäcker beim Blick auf seine Frau gekommen: Die stand ratlos mit verschränkten Armen am Rand und schaute ihm zu.
Brezel – ein Schlüsselanhänger voller Glück
Ob am Schlüsselbund oder am Charm-Armband: Die Brezel ist auch ein nicht essbarer Glücksbringer, der gerne verschenkt wird und so manche Wunscherfüllung verspricht.
Das Brezelfest – Kirchhellen kürt das Brezelkönigspaar
In Kirchhellen, einem Stadtbezirk von Bottrop, findet heute noch das Brezelfest statt. Ein paar trinkfeste Dörfler haben sich das Brezelfest im Jahr 1883 als eine Art Verlängerung des eigentlichen Schützenfestes ausgedacht. Beim traditionellen Brezelwerfen wird das Brezelkönigspaar gekürt, begleitet von einem Brezelumzug und abschließendem Brezelball, während auf dem Festplatz eine Riesenbrezel aufgestellt wird.
12.09.2024 | Aufmacherfoto: Dagmar Schneider via Alamy Stock Photo | Foto im Text: Giuseppe Bartuccio via Alamy Stock Photo