Toptalent
WESTLOTTO-TOPTALENT:
HANDBIKER THORBEN VAN RAVENSWAAY
Ein Motorradunfall veränderte 2011 das Leben von Thorben van Ravenswaay von Grund auf. Der heute 30-Jährige hat seitdem eine „inkomplette Querschnittslähmung“ und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Das hält den Sportler aber nicht auf. Seit er 2020 mit dem Handbiking begonnen hat, gilt er als eines der vielversprechendsten Talente in dieser Radsport-Disziplin. Unter den „kurbelnden Cracks“ des SC Union Nettetal liegt er in seiner Handicap-Klasse MH4 schon ziemlich weit vorn, tritt bei Rennen an – und hat sich noch viele ehrgeizige Ziele gesteckt.
WIE HAST DU HANDBIKING FÜR DICH ENTDECKT?
Den ersten Kontakt mit diesem Sport hatte ich bereits im Krankenhaus, direkt nach meinem Unfall. Allerdings musste ich warten, bis der Fixateur, der mehrere Wirbel zusammenhielt, entfernt werden konnte. Zunächst habe ich ab 2018 das Mono-Skifahren ausprobiert und mit Adaptivbikes begonnen. Als ich dann aber mal ein Liegebike testen konnte, war ich sofort Feuer und Flamme. Seit Sommer 2020 trainiere ich regelmäßig. Beim SC Union Nettetal erlebe ich viel Teamgeist und Zusammenhalt. Der älteste Handbiker bei uns ist über 60 Jahre alt und ein echtes Vorbild für mich!
WAS FASZINIERT DICH AN DIESER SPORTART?
Man wächst da mit der Zeit rein und will immer mehr Leistung aus sich selbst herauskitzeln. Die Geschwindigkeit schätze ich dabei genauso sehr wie die körperliche Herausforderung. Die Armmuskulatur wird beim Handbiking intensiv beansprucht. Während ich fahre, gibt mir dieser Sport aber vor allem ein unglaubliches Freiheitsgefühl. Ich genieße es, mit hohem Tempo unterwegs zu sein und dabei selbst so manchen Rennradfahrer zu überholen. Sich mit anderen zu messen, gehört sicherlich ebenso zu diesem Reiz dazu – denn ein klein wenig ehrgeizig bin ich durchaus...
JEDER TIPP HILFT DEM SPORT
Gewusst? Rund 40 Prozent Ihres Spieleinsatzes gehen an das Land NRW, das damit gemeinnützige Institutionen aus Wohlfahrt, Sport, Kunst, Kultur sowie Umwelt- und Denkmalschutz fördert – so auch den Landessportbund NRW, der auf diesem Weg zahlreiche Projekte und Aktivitäten verwirklichen kann.
Wie wichtig war Sport vor Deinem Unfall, bist Du etwa auch Rennrad gefahren?
Früher war das Fahrrad für mich einfach ein praktisches Transportmittel, um zur Schule oder zum Training zu gelangen. Ausdauersport kam allerdings vor meinem Unfall für mich nie infrage, im Gegenteil, ich fand das ziemlich ätzend. Stattdessen habe ich über viele Jahre Fußball gespielt, in der Jugend auch mal Leistungsklasse.
Du bist bei einem 24-Stunden-Rennen angetreten. Wie kann sich der Laie das vorstellen?
Das war im August 2023 auf unserer Trainingsbahn in Venlo – ein unvergessliches Erlebnis! Wir sind in 3er- und 4er-Teams gestartet, die Biker haben sich über die 24 Stunden gegenseitig abgelöst. Ich habe davon sechseinhalb Stunden übernommen und bin zum Schluss noch einfach so mitgefahren, damit ich die 250 Kilometer über 24 Stunden vollmache.
Und was wünscht Du Dir für die sportliche Zukunft?
Mit meinem Alter habe ich noch zehn bis 15 Jahre die Möglichkeit, meine Leistung kontinuierlich zu verbessern. Daran will ich gezielt arbeiten und bei Rennen antreten, vor allem Langstrecken will ich mir vornehmen. Ein weiterer Wunsch von mir ist es, mal bei einem Triathlon anzutreten.
Fotos: LSB NRW/Andrea Bowinkelmann